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Rainfarn

Zu Unrecht vermutet man im Rainfarn (Tanacetum vulgare) einen Neophyten ("Neubürger"). Auch wenn der Korbblütler mit seinen gelben Knöpfen aus Röhrenblüten eigentlich so richtig ins "Neophythenschema" passen würde. So wächst er am Weg- und Feldrand, besiedelt "Raine" sowie Bahndämme und bildet teilweise dominierende Bestände. Aber weit gefehlt - der Rainfarn ist ein alter Bewohner Mitteleuropas.

Rainfarn

Rainfarn (Tanacetum vulgare)

 

Zum ersten Mal wurde er in der Landgüterverordnung Karls des Großen am Ende des 8. Jahrhunderts als eine der 73 Nutz- und Kräuterpflanzen erwähnt, die zum damaligen Zeitpunkt in keinem Garten fehlen sollten. Auch das Lorscher Arzneibuch erwähnt den Rainfarn. Zusammen mit Beifuß und Wermut soll der Rainfarn als Bestandteil einer Heilsalbe gegen aufgebrochene Schienbeine, Gicht und Antoniusfeuer helfen.

Bemerkenswert dabei ist, dass sowohl Beifuß und Wermut als auch der Rainfarn das ätherische Öl Thujon enthalten. Berühmt wurde dieses nervenschädigende, halluzinogene grüne Gift im Absinth, einem französischen Kultgetränk, dem berühmte Persönlichkeiten wie van Gogh, Oscar Wilde, Rimbaud über die Maßen huldigten. Übrigens auch wenn Absinth in Europa wieder erlaubt ist, vor dem Genuss der "grünen Fee" wird nach wie vor gewarnt, siehe Dt Ärztebl 2001.

       

Im Cocktail der sekundären Pflanzeninhaltsstoffe kann der Rainfarn noch mit weiteren Komponenten wie Pyrethrin (mit insektizider Wirkung), Bitterstoffen (Tanacin), Gerbstoffen, Kampfer (Ätherisches Öl) und Glykosiden aufwarten. Nicht umsonst wird der Rainfarn zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt. Eine Mischung aus Rainfarn und Schachtelhalmbrühe gilt als ausgezeichnetes Mittel gegen Blattläuse. Unnötig zu erwähnen, dass Rainfarn für den Menschen giftig ist. Selbst Weidetiere meiden den Rainfarn.

  Rainfarn

Ähnlichkeiten mit einem Farnblatt

Die Vielzahl der früheren Anwendungen in der Volksmedizin lassen daher entweder auf eine sorgfältige Dosierung oder auf zahlreiche Nebenwirkungen schließen. Am bekanntesten ist der Einsatz des Rainfarns als Wurmmittel. So steht im Kräuterbuch von 1543 von Leonhard Fuchs: "Die blumen aber von dem Reinfarn / haben ein sondere krafft wider die würm / so sie mit wein oder milch / oder mit hönig werden jngenomen / dann sie dieselbigen krefftigklich außtreiben." Lonicerus empfiehlt ebenfalls "Rennfarn mit Honig und Wein getrunken / treibt die Würm aus / stillet das Bauchweh / befördert auch den Schweiß."

Wie andere aromatische Heilkräuter wurde der Rainfarn auch zur Abwehr von Hexen und bösen Zaubersprüchen eingesetzt. Seit Hildegard von Bingen galt der Rainfarn zudem bei Frauen als Menstruation förderndes Kraut. Die abtreibende Wirkung des Thujon war damals ebenfalls bekannt. Weitere Infos zu Thujon gibt es bei der Gesellschaft für Toxikologische und Forensische Chemie.

  Rainfarn

Bestand an Rainfarn