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Mistel

Zur winterlichen Jahreszeit fällt die Mistel (Viscum album) als eine der wenigen immergrünen Pflanzen besonders auf. Bedrohlich und fremd wirken die vielen runden Mistelnester auf den langen Pappelreihen, die z.B. den Rhein säumen. Und in der Tat sind die Pflanzen keine gern gesehenen Gäste.

         
Mistel

Mistel - Viscum album

 

Profitieren doch die Misteln als Halbschmarotzer von ihren Wirtspflanzen in zweierlei Hinsicht. Zum einen ermöglichen die Bäume den lichthungrigen Misteln ungehinderten Zugang zu sonnenexponierten Stellen. Zum anderen sichern sich die Misteln fast unbeschränkten Zugang zu Wasser mit ihren tief im Gefäßsystem der Wirtspflanze verankerten Haftorganen.

Für Pflanzenökologen besonders faszinierend: die Mistel bedient sich bei diesem Wasserdiebstahl einem physikalischen Gesetz. Während die Wirtspflanze sich bemüht an heißen Tagen Wasser zu sparen, in dem es die Verdunstung einschränkt - die sogenannten Spaltöffnungen schließt - bleiben die Spaltöffnungen der Mistel unverändert geöffnet. Wie bei einem offenen Ventil folgt das Wasser dem Potentialgradienten und versorgt die Mistel bei heißen Sommertagen auf Kosten der Wirtspflanze.

       

Wie kommt die Mistel überhaupt in die luftigen Höhen? Dank klebriger Samen, die nach Verzehr ihrer weißen Beeren von Vögeln auf Ästen ausgeschieden werden. Ab März keimen diese Samen an entsprechend sonnigen Stellen aus.

Aus einer Haftscheibe entwickelt sich ein Primärsenker, der sich im Wirtsgewebe mit Anschluss an die Wasserversorgung verankert. Durch ihre grünen Blätter kann die Mistel Photosynthese betreiben und sich selbst die Versorgung mit Kohlenhydraten sichern.

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typischer Anblick einer Pappel im Februar

     

Durch ihre botanische Sonderstellung ist die Mistel prädestiniert für eine besondere Rolle als Zauber- und Liebespflanze. Schon Kelten bedienten sich ihrer vermeintlichen Kräfte. Epileptiker banden sich im Mittelalter Mistelzweige auf den Kopf als Schutz vor der Fallsucht - blieben doch die Mistel fest auf ihren Wirtspflanzen verankert.

Als Liebes- und Glücksbringer hat der Mistelzweig ein bescheidenes wirtschaftliches Potential zur Vorweihnachtszeit. Für einen Kuss von einer hübschen Frau, hängt Mann schon einmal einen Mistelzweig auf....

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Mistel auf einer Kiefer

     

Der Einsatz der Mistel in der Krebstherapie hat ihre Wurzeln auch in der Signaturenlehre. Denn wie ein Krebsgeschwür zapft die Mistel Energie und Nährstoffe vom umgebenden Gewebe ab. Heute wird der Einsatz der Mistel in der Krebstherapie kontrovers diskutiert. Das DKFZ in Heidelberg informiert hier über den aktuellen Kenntnisstand.

Weitere detaillierte Informationen zur Biologie der Mistel mit ihren drei - auf spezielle Wirtsbäume spezialisierten - Unterarten (Tannen-, Kiefer- und Laubholzmistel) erhalten Sie auf waldwissen.net.

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Mistel auf einem Apfelbaum