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Pflanzen der Signaturenlehre

Die Entdeckung von Pflanzen als Heilkräuter und die Entstehung der Signaturenlehre sind eng miteinander verknüpft. Denn seit Anbeginn der Pflanzenheilkunde wurde aufgrund von besonderen Pflanzenmerkmalen auf eine bestimmte Heilwirkung geschlossen. Paracelsus (1494-1551) hat in einem Satz diese gängige Praxis festgehalten:" Die Natur zeichnet ein jegliches Gewächs zu dem, darzu es gut ist." Auch wenn die eine oder andere Heilwirkung der empirischen Überprüfung nicht standhielt, so findet sich heute noch die Spuren der Signaturenlehre mit ihren einfachen und bildhaften Hinweisen in der Volksmedizin und in der Geschichte der Heilkräuter.

Natternkopf

Echium vulgare - Natternkopf

 

Heilkräuter der Geschichte

Die folgenden Pflanzen der Signaturenlehre spielen heutzutage keine Rolle mehr in der traditionellen Schulmedizin und in der modernen Pflanzenheilkunde.

Ein sehr anschauliches Beispiel für die Signaturenlehre bietet der Natternkopf. So glaubte man frührer an die heilende Wirkung des Natternkopfes (Echium vulgare) bei Schlangenbissen. Denn schaut man sich die Blüte genauer aus der Nähe an, so erinnert die Blüte an den Kopf einer Natter und der gespaltene Griffel an die Natternzunge (daher der Name).

Eine weitere ganz bekannte Pflanze der Signaturenlehre ist das Leberblümchen (Hepatica nobilis). Die leberartige Form der Blätter war ausschlaggebend dafür, daß diese Pflanze früher bei Leberleiden ausprobiert wurde.

       

Auch beim Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) hat die Signaturenlehre (man glaubte in den gefleckten Blättern Ähnlichkeit mit Lungenflügel zu erkennen) zur früheren Anwendung in der Volksmedizin bei Halsweh, Heiserkeit und Husten geführt. Heute wird diese Pflanze nicht mehr empfohlen.

Der Frauenmantel (Alchemilla vulgaris) verdankt seinen Namen und sein früheres Einsatzgebiet ebenfalls der Blattform, die an einen mantelartigen Umhang erinnern soll. Die Schulmedizin hält diese Pflanze für unwirksam gegen Beschwerden der Wechseljahre der Frau und zu starke Monatsblutungen.

  das Lungenkraut

Pulmonaria officinalis - das Lungenkraut

Aufgrund der blutroten Blütenköpfe des Wiesenknopfes (Sanguisorba officinalis) hat die Signaturenlehre diese Pflanze bei Blutungen empfohlen. Heutzutage sind seine blutstillenden Eigenschaften empirisch nicht nachgewiesen, obwohl der wissenschaftliche Gattungsname dies nach wie vor verspricht (sanguis=Blut, sorbere=schlürfen).

Ebenfalls kein Beleg für blutstillende Eigenschaften gibt es bei der Blutwurz (Potentilla erecta), deren Wurzel sich an einer Schnittstelle in kurzer Zeit von Weiß nach Rot verfärbt.

  der Wiesenknopf

Sanguisorba officinalis - der Wiesenknopf

Durch den Anteil von Vitamin C ist das Scharbockskraut (Ranunculus vicaria) als Beigabe zum Frühlingssalat ein altes Hausmittel. So leitet sich sein Name von Scharbock = Skorbut ab, da seine Blätter gegen diese Mangelerscheinung eingenommen wurden.

In der Signaturenlehre galt er jedoch aufgrund seiner Brutknöllchen in den Achseln der Stengelblätter als ein Mittel gegen Warzen und Hämorrhoiden. Heutzutage wird das Scharbockskraut dafür nicht mehr eingesetzt.

  das Scharbockskraut

Ranunculus vicaria - das Scharbockskraut

       

Der Blasenstrauch (Colutea arborescens) ist eine submediterrane Art, die in Deutschland nur im Südwesten Baden-Württembergs vorkommt. Die blasenartigen Schoten geben dem Blasenstrauch sein ganz charakteristisches Aussehen und seinen Namen.

Jeder der schon einmal die Früchte in Natura gesehen hat, wundert sich nicht, daß die Signaturenlehre den volksmedizinische Einsatz des Blasenstrauches als harntreibendes Mittel befürwortet hat. Heute wird diese Pflanze nicht mehr medizinisch genutzt.

  der Blasenstrauch

Colutea arborescens - der Blasenstrauch

Weitere Beispiele von Pflanzen der Signaturenlehre, die heute nicht mehr verwendet werden:

Für einen Einsatz bei Schlangenbissen wurde der Schlangenknöterich (Polygonum bistorta) wegen der schlangenförmigen Wurzel empfohlen.
Die herzförmigen im Wind flatternden Ährchen des Zittergrases (Briza media) sollten nervöses Herzrasen lindern.
Die dunklen Wedelstiele des Streifenfarnes (Asplenium trichomanes), ähneln nach dem Abfallen der Blätter oft noch monatelang einem Büschel Haare. Laut der Signaturenlehre sollte diese Pflanze gegen Haarausfall helfen.

  der Schlangenknöterich

Polygonum bistorta - Schlangenknöterich

       

die Braunwurz

Scrophularia nodosa

 

Pflanzen der Signaturenlehre, die heute noch in der Medizin verwendet werden

Eine von der Medizin empirisch bestätigte Heilpflanze ist die Braunwurz (Scrophularia nodosa). Aufgrund der knötchenförmigen Verdickungen der Wurzeln wurde der Braunwurz in der Signaturenlehre eine heilsame Wirkung auf das Lymphgefäßsystem zugeschrieben.

Die Braunwurz war im Mittelalter die Heilpflanze für die "scrophulae" (Drüsenschwellungen am Hals, meist Folge der damals häufigen Lymphdrüsentuberkulose). Auch heute ist die Braunwurz Bestandteil von Präparaten, die eine anregende Wirkung auf das Lymphsystem haben.

       

Nach der Signaturenlehre soll die Zwiebel der giftigen Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) eine Ähnlichkeit mit einer gichtkranken Zehe aufweisen. Als Medikament wird es bei akuten Gichtanfällen (auch in der Homöopathie) genutzt. Ein entsprechender Wirkungsmechanismus wurde von der Wissenschaft bestätigt.

Eine weitere von der heutigen Wissenschaft anerkannte Heilpflanze ist der Augentrost (Euphrasia rostkoviana) mit seinen augenähnlichen Blüten. Bei Bindehautentzündungen und Lidrandentzündung wird er auch heute noch wirkungsvoll eingesetzt.

  die Herbstzeitlose

Colchicum autumnale - die Herbstzeitlose

Bei Verletzungen des Sprosses und der Wurzel tritt beim Schöllkraut (Chelidonium majus) ein gelber Milchsaft aus. Laut der Signaturenlehre ist die gelbe Farbe ein Hinweis auf die Fähigkeit der Pflanze Gallenleiden zu lindern.

Heute sind jedoch viele Fälle von Nebenwirkungen dieser Pflanze bekannt u.a. mehrere Fälle von schweren Leberschädigungen. Auch erzeugt der Milchsaft gelbe Flecken, die schwer auf der Haut zu entfernen sind. Das Schöllkraut ist heute noch Bestandteil von Medikamenten und wird in Form von Präparaten angeboten. Dennoch wird ein Einsatz dieser Pflanze kritisch hinterfragt.

  Chelidonium majus

Chelidonium majus - das Schöllkraut

Die Mistel (Viscum album) entzieht ihrer Wirtspflanze als Halbschmarotzer hauptsächlich Wasser und Nährsalze durch eine höhere Transpirationsrate als die Wirtspflanze.

Der Einsatz der Mistel in der Krebstherapie wird auch aus der Signaturenlehre verständlich. Denn wie ein Krebsgeschwür zapft die Mistel Energie und Nährstoffe vom umgebenden Gewebe ab. Heute wird der Einsatz der Mistel in der Krebstherapie kontrovers diskutiert.

  die Mistel

Viscum album - die Mistel