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Helleborus foetidus - die Stinkende Nieswurz

Wenn Sie diese Pflanze im Frühjahr an Waldsäumen blühen sehen, dann brauchen Sie bei einer Berührung nicht einen Niesanfall zu befürchten. Bei der Nieswurz passiert Ihnen ein kräftiges Haatschi nur, wenn Sie getrocknetes Pulver einatmen. Dennoch vermeiden Sie besser eine Berührung, denn die Pflanze hinterlässt an Ihren Händen einen unangenehmen Geruch.

         
Helleborus foetidus

Helleborus foetidus

 

Riskieren Sie aber ruhig einen genauen Blick, denn die Pflanze bietet einen faszinierenden Einblick in die Blattentwicklung einer Pflanze.

Entlang der Sprossachse kann eine Blattfolge von unterschiedlichen Blatttypen beobachtet werden. Auf den ersten Blick fallen die dunkelgrünen, winterharten, grundständigen Blätter mit fünf bis zehn Blattfiedern auf. Der fußförmige Charakter dieser palmartigen Blätter ist auf die sonst bei Pflanzen untypische Entwicklung des Mittelnervs zurückzuführen. Dieser entwickelt sich in die Breite statt in die Länge.

Im weiteren Verlauf der Sprossachse werden Blätter mit reduzierten Blattfiedern gebildet, der Blattstiel wird dabei verbreitert. Diese Hochblätter mit ein paar verkümmerten reduzierten Blattfiedern, die an Indianerfedern erinnern, bilden den Übergang zu den Blütenblättern.

Die Blütenblätter sind bei genauer morphologischen Betrachtung Kelchblätter. Ein Grund warum diese auch noch nach Befruchtung und Fruchtentwicklung an der Pflanze verbleiben. Die eigentlichen, in der Blüte verborgen Kronblätter sind röhrenförmig und sondern an ihrer Basis Nektar ab.

 
Hedera helix - Jugendform

Grundständiges Blatt: Entwicklung des Mittelnervs in die Breite

       

In der Blüte sind zuerst die weiblichen Narben entwickelt, später folgen die männlichen Staubblätter - dadurch wird eine Selbstbefruchtung vermieden. Nach der Befruchtung entwicklen sich meist drei mehrsamige Balgfrüchte.

Die Samen bilden weiße nährstoffreiche Anhängsel aus - die Elaiosomen. Eine bevorzugte Futterquelle für Ameisen, die gerne die Samen in ihren Bau verschleppen und so zu Verbreitung der Nieswurz beitragen.

  Hedera helix - Jugendform

Verbreiterung des Blattstiels

       

Bitte lassen Sie aber die Pflanze am besten stehen, denn diese ist für ihre Giftigkeit bekannt. Schon die Griechen wussten darüber bestens Bescheid.

Der antike Erzähler Pausinias berichtet von einer Kriegslist des griechischen Heerführers Solon, der mit zerkleinerten Helleborus-Wurzeln einen kleinen Fluß, die einzige Wasserquelle der belagerten Stadt Kirrha, vergiftete. Die von Durchfällen geplagten und dadurch kampfunfähigen Verteidiger mussten sich schließlich Solon ergeben.

  Hedera helix mit Blüten

Blatt mit reduzierten "Indianerfedern"

       

Der Nieswurz wird im Internet viel zugeschrieben. Jedoch - Vorsicht! - es gibt mit diesem Namen noch andere Pflanzenarten. Die weiße Nieswurz (Veratrum californicum) ist im Nord-Westen der USA im Gebirge beheimatet. Amerikanische Forscher haben bei dieser Pflanze einen Inhaltsstoff (Cyclopamin) entdeckt, der krebshemmende Eigenschaften hat. Nicht zu verwechseln mit der hier beschriebenen Nieswurz.

  Hedera helix mit Blüten

Blüte aus Kelchblättern