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Der Rote Fingerhut

Eine im Odenwald weit verbreitete Pflanze ist der Rote Fingerhut (Digitalis purpurea). Typisch für eine zweijährige Pflanze werden im ersten Jahr stickstoffreiche Substanzen in den überwinternden Blattrosetten und der Pfahlwurzel gespeichert. Mit Hilfe dieser Reserven erreicht der beblätterte Spross im zweiten Jahr eine Höhe von 1,5 m mit vielen meist nach Süden ausgerichteten glockenförmigen Blüten, denen der Fingerhut (lat. Digitus=Finger) seinen Namen zu verdanken hat .

Digitalis purpurea

Rote Fingerhut
(Digitalis purpurea)

 

Nach der Samenbildung stirbt die Pflanze im zweiten Jahr ab. Die abfallenden Blätter des Fingerhutes sind dank ihres hohen Gehaltes an Kalium, Eisen, Calcium, Kieselerde sowie Magnesium ein ausgezeichneter Dünger und sichern so den keimenden Samen im nächsten Jahr eine gute Nährstoffversorgung.

Als Lichtkeimer findet die Pflanze optimale Bedingungen in frischen Waldlichtungen. Zudem kann der Fingerhut sehr gut das für Schlagfluren typische Überangebot an Nitrat nutzen. Dieser kurzfristige Überschuß an Nitrat ist das Ergebnis aus:
a) ausbleibende Nährstoffaufnahme der Baumwurzeln
b) gestiegener Streuumwandlung im Boden
    bei erhöhter Bodenwärme durch die Sonneneinstrahlung.

Der Fingerhut ist optimal auf die bestäubenden Insekten angepasst. So dient der untere Teil der Blütenglocke nicht nur als Landefläche für die besuchende Hummeln. Zusätzlich sollen die weißen Punkte in der Kronröhre Staubbeutel imitieren und als Locksignal dienen.

Kriecht eine Hummel in die Blütenröhre auf der Suche nach Nektar hinein, streift sie mit ihrem Rücken an den Pollenfächern. Kleinere Insekten, die keine Pollen mitnehmen würden, wird der Zugang in die Blütenröhre durch weiße Reusenhaare erschwert. Schließlich wird durch die frühere Reifung der Staubblätter vor den Fruchtblättern eine Selbstbestäubung innerhalb der Pflanze vermieden.

  Digitalis purpurea

der beblätterte Spross

Bekannt ist der Rote Fingerhut für seine gefährliche Giftwirkung. Bereits der Verzehr von 2-3 Blätter kann tödlich enden. Die dafür verantwortlichen Glykoside (Digitoxin und Digoxin) werden heutzutage in synthetischer Form als herzwirksame Medikamente zur Stärkung der Herzleistung und bei unregelmäßiger Herztätigkeit eingesetzt.

Ähnliche Glykoside findet man übrigens auch beim Maiglöckchen (Convallaria majalis). Hier gibt es nach wie vor tödliche Vergiftungen aufgrund der Verwechslung der Blätter beim Sammeln mit Bärlauch zu beklagen.

  Digitalis purpurea

Blüten im Detail