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Die Küchenschelle

Die früh im März blühende Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris) ist mit ihren violetten Blüten und den weiß behaarten Stengeln und Hochblättern ein beliebtes Motiv für Photographen. Die zottige Behaarung hilft dabei vor Kälte, "Sonnenbrand" und überflüssiger Wasserabgabe - eine clevere Anpassung an den trockenen Standort und frühen Blütenbeginn.

Pulsatilla

Küchenschellen im März

 

Ebenfalls einen hohen Stellenwert genießt die Küchenschelle in der Homöopathie. Gilt "Pulsatilla" doch als "Hauptmittel" u.a. für: Beschwerden bei der Menstruation, bei Schwangerschaften, in der Menopause, bei Schleimhautproblemen in den Atemwegen, sowie bei Erkrankungen im Magen-Darm- und Urogenitaltrakt.

Auch die Pflanzenheilkunde des Mittelalters kennt die Küchenschelle. Tabernaemontanus warnt aber vor der inneren Anwendung: "Alle Küchenschellen Kreuter seyndt hitziger Natur in dem vierdten Grad/ sonderlich aber das Kraut mit den Stengeln/ also dass sie auch die Haut brennen unnd auffetzen gleich dem Hanenfuss/ sol derwegen nur ausserhalb dess Leibs gebraucht werden." So zählt die Küchenschelle zu den Hahnenfuß-gewächsen mit hohem Protoanemonin-Gehalt. Wird dieser Giftstoff oral aufgenommen, dann ruft er Erbrechen, Magen- und Darmstörungen sowie Krämpfe und Entzündungen der Nieren hervor.

Tabernaemontanus empfiehlt die Einnahme daher in verdünnter Form. Als Küchenschellen-Wasser ist es hilfreich bei Erkältungskrankheiten, Fieber und Verstopfung. Ein Küchenschellen-Wurzel Wein sollte prophylaktisch zur Vorbeugung bei Pest und vor giftigen Bissen und Stichen eingenommen werden. Ist die Pest schon ausgebrochen, "Dann ein quintlein schwer/ diese Wurtzel zu Pulver gestossen/ unnd mit halb Wein unnd halb Essig/ so einen die Pestilentz angestossen hette".

Bemerkenswert ist auch folgendes Zitat von Leonhard Fuchs (1543) zum Thema Menstruation: "Ein woll darinn getunckt unnd in die weibliche scham gethon / bringt den frawen jhre kranckheyt." So scheint es zwischen der mittelalterlichen Volksmedizin und den homöopathischen Anwendungsgebieten einige Parallelen zu geben. In der modernen Phytotherapie spielt die Küchenschelle aufgrund ihrer Giftwirkung aber keine Rolle mehr.

  Pulsatilla

Hochblätter sind stark behaart

Zur Herstellung der homöopathischen Präparate werden sicherlich nur gezüchtete Pflanzen verwendet. Denn unsere einheimischen Küchenschellen stehen unter Naturschutz und zählen zu den bedrohten Pflanzenarten. Durch Veränderung und Reduzierung ihres Lebensraumes (Küchenschellen sind Kennarten kalkreicher, nährstoffarmer Halbtrockenrasen) hat sich das Vorkommen in Baden-Württemberg reduziert. Die Pflanze steht auf der Roten Liste (G3) und braucht nun unseren Schutz. Wie Sie mithelfen können - beim Regierungspräsidium Stuttgart gib es weitere Infos.

 
Pulsatilla

zahlreiche Staub- und Fruchtblätter